Stadtteilgespräch zum Thema „Sportentwicklung in den Stadtteilen“, 20. Juli 2017, Augsburg

 

Schwimmer machen sich stark für Erhalt des Sportbades

 

2017 07 20 Stadtteilgespr1Am Donnerstag, 20. Juli 2017 lud die Stadt Augsburg die Anwohner der Innenstadt und des Antonsviertels zum Stadtteilgespräch ins Curt-Frenzel-Stadion ein. Ziel eines solchen Gespräches ist es, mit den Bürgern in Dialog zu treten, sie zu informieren und ihre Meinung zu den einzelnen Themen einzuholen.

Diesmal stand der Sport- und Bäderentwicklungsplan der Stadt Augsburg auf dem Programm, genauer gesagt, welche Maßnahmen hierbei für den Innenstadtraum geplant sind.

Unter anderem lautete einer der Punkte auf der Tagesordnung „Altes Sportbad im Familienbad“. Es ging also um die Zukunft unseres alten, derzeit dem Verfall preis gegebenen Sportbades an der Schwimmschulstraße. Dies rief natürlich die Augsburger Schwimmvereine auf den Plan.

 

Bereits im Vorfeld machte die Info die Runde, dass die Stadt plant, auf dem Gelände des Sportbades eine Trendsportanlage mit Skaterbahn zu errichten, was in keiner Weise im Interesse aller Wasserport-Freunde und –Vereine sein kann. Um dies klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen, versuchten die betroffenen Vereine SB Delphin, SVA, Wasserwacht, DLRG, etc. möglichst viele Mitglieder und Freunde zu mobilisieren, an der Veranstaltung teil zu nehmen, was auch eindrucksvoll gelang. Bis 18 Uhr füllte sich Raum im Curt-Frenzel-Stadion so gut, dass noch zusätzliche Stühle herangeschafft werden mussten. Geschätzt waren 90% der Anwesenden Freunde und Vertreter des Schwimmsports.

Sportreferent  Dirk Wurm, der das Stadtteilgespräch leitete, war dies wohl bewusst. Und so brachte er das Thema "Altes Sportbad" gleich nach der Vorstellung der „Freizeitsportanlage Oase“ als zweiten Punkt ins Gespräch. Mit der Begründung, dass im dicht bebauten Innenstadtbereich dringend Bewegungsflächen und Angebote für Jugendliche benötigt werden, hatten die Planer der Stadt Augsburg folgenden Vorschlag entwickelt:

Im Bereich des Sportbeckens soll eine Skateranlage und eine Boulderwand zum Klettern entstehen. Die Grünflächen um das Becken werden als Aufenthalts- und Begegnungsflächen (Grillen und Chillen) ausgestaltet. Die Sanitären Anlagen und Umkleiden werden ebenfalls in diesem Kontext genutzt. Durch einen direkten Zugang vom Familienbad aus soll das Bad in seinem Freizeitangebot aufgewertet werden.

Schnell entwickelte sich eine lebhafte, ca. einstündige Diskussion. Die verschiedenen Vereinsvertreter und andere Freunde des Schwimmsports stellten eindringlich und sehr anschaulich dar, warum Sie gegen diesen Vorschlag und für die weitere Nutzung des Areals als Schwimmbad sind. Hier die wichtigsten Argumente:

  • Es herrscht in Augsburg chronischer Mangel an Wasserflächen für den Schwimmsport, sowohl für Vereine als auch für Schulen im Stadtgebiet, vor allem im Sommer.
  • Das Sportbad-Gelände stellt eine wertvolle Fläche in zentraler Lage dar, mit guter Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel.
  • Viele Schulen befinden sich im unmittelbaren Umfeld, die das Bad für Schwimmunterricht im Sommer nutzen können.
  • Schwimmen ist in unserer Gesellschaft eine wichtige Grundfähiigkeit. Nicht-Schwimmen-können kann das Leben kosten.
  • Laut einer von der Stadt Augsburg durchgeführten Bürgerbefragung nennen 10,4 % der Gesamtbevölkerung Schwimmen als bevorzugte Sportart, Skaten ist hingegen nur mit 1,8 % vertreten.
  • Im Leistungsbereich fehlt dringend ein 50 m Becken für den Trainingsbetrieb. Die Trainingsbedingungen im Familienbad sind für die Vereine indiskutabel.
  • Das Sportbad wäre eine Entlastung für den Badebetrieb im Familienbad: Wenn die Vereine zum Training ins Sportbad ausweichen können, steht das Becken im Familienbad wieder komplett der Öffentlichkeit zur Verfügung.
  • Es gibt keine Trainingsmöglichkeiten für Wasserballer und Turmspringer im Sommer. Es gibt außerdem derzeit keinen 10 m Sprungturm in Augsburg.
  • Schwimmschulstraße als Schwimmsport-Zentrum Augsburg: Die räumliche Nähe zum Familienbad und Plärrer-Hallenbad macht Synergien  beim Betrieb möglich (Heizung, Personal) und bedeutet kurze Wege für Schwimmer und Trainer.
  • Ein Schwimmbad wird eine erheblich bessere Auslastung erreichen als eine Skater-Anlage; Schwimmen ist ein Sport der vom Schulalter bis ins hohe Alter ausgeübt werden kann. Hier sind 3 Generationen die Nutznießer der Anlage.
  • Der Schwimmsport wird von der Stadt seit Jahren ‚vertröstet‘.

Natürlich wurden auch die Argumente der Vertreter der Skater-Szene gehört. Wie Kathrin Steger vom SB Delphin explizit betonte, sind die Schwimmer den Skatern gegenüber in keiner Weise feindlich gesinnt. Es stellt sich jedoch ernsthaft die Frage, ob es Sinn macht, bei den wenigen verfügbaren Freiflächen in der Augsburger Innenstadt dieses wertvolle Gelände für eine so kleine Gruppe von Sportlern zur Verfügung zu stellen.

Herr Wurm nahm die Argumente auf (die wichtigsten wurden in Form von Moderationskarten schriftlich auf einer Pinnwand festgehalten) und zeigte Verständnis für die Bedürfnisse der Schwimmer. Als Alternative stellte er den Bau einer neuen wettkampftauglichen Schwimmhalle im Bereich Haunstetten Süd (jetziges Haunstetter Bad) in Aussicht. Eine Realisierung dieser Option ist jedoch realistisch gesehen in den nächsten 10 Jahren nicht in Sicht. Die Schwimmer favorisieren deshalb einstimmig den ‚Spatz in der Hand‘ (= Renovierung des Sportbades an der Schwimmschulstr.). Die ‚Taube auf dem Dach‘ wurde uns schon zu oft versprochen und ist dann doch immer wieder weggeflogen.

Traudl Matzke