Veitscup in Veitsbronn, 6. Januar 2024
Eiskalt erwischt
Etwas Schadenfreude ist kaum zu überhören, als der Starter den Schwimmer befiehlt: „Take your marks!“ Denn jetzt muss jeder ins eiskalte Wasser, so schnell wie noch nie schwimmen und dabei alle Warnsignale ignorieren, die der Körper währenddessen ans Gehirn schickt. Wir sind in Veitsbronn auf dem „Veitscup 2024“, die Wassertemperatur liegt knapp unter fünf Grad, und ich bin der erste in unserer Viererstaffel aus der Eisschwimmgruppe. Insgesamt starten an diesem Tag 19 Teams für je 4 x 50 Meter Freistil. Große Chancen haben wir uns nicht ausgerechnet, tummeln sich doch unter den Teilnehmern Weltrekordler wie Christoph Wandratsch, erfahrene Eisschwimmer und viele junge Wilde, die es anscheinend wirklich wissen wollen.
Die Staffeln bilden den Abschluss und das Highlight eines spannenden, anstrengenden, aber auch wunderschönen Wettkampftags. Jeder darf (und muss) nochmal alle verfügbaren Reste an Energie zusammenkratzen und restlos ins Wasser werfen. Und so schwimme ich um mein Leben, merke aber, dass mich die drei vorhergehenden Läufe richtig Kraft gekostet haben. Endlich am anderen Ende angekommen, stürzt sich Tobias in die Bahn. Er zieht deutlich schneller weg, ist aber auch ausgeruht: Das letzte Mal war er vor einem Monat im kalten Wasser. Kommentar danach: „Das war …“ Ob ein bisschen Training vorher doch was bringt? Oder wird es überbewertet? Egal, trotzdem macht es riesig Spaß und gute Laune. Die positive Energie, die alle antreibt, merkt man auch an unseren letzten Schwimmerinnen Yvonne Thummerer und Michelle Schönfeldt. Die beiden müssen aus ihren Rennen kurz vorher noch zusätzliche Kraft getankt haben. Sie rollen das Feld von hinten auf – und so landet unsere Staffel in der Gesamtwertung auf den sechsten Platz, kurz hinter dem Team Wandratsch.
Fazit: Die Freude an der Wärme und der Euphorie ist schön beim Zuschauen, wer sich aber auf die Kälte einlässt, bekommt Glück in Reinform geschenkt. Ein Gefühl, das noch tagelang anhält. Und wir Einzelstarter aus der Augsburger Eisschwimmgruppe haben tatsächlich bei jedem Lauf eine Medaille „eiskalt erwischt“!
Andreas Bergler
Kein Schnee, aber trotzdem schön kalt. Wassertemperatur auf dem Veitscup 2024: 4,9°.